Im Weinclub im August erlebten wir eine spannende Blinddegustation. 7 Pinot Noir aus 7 Kantonen plus 1 + 1 … will heissen: ein Kanton war doppelt vertreten mit einem prominenten Gast und ein Pirat aus dem Ausland war in der Serie aufgereiht.
Die Degustation als Wettbewerb sollte einen Einblick in das Schweizer Weinschaffen geben - als Blinddegustation auch mit dem Aufnehmen von Eindrücken für Nase und Gaumen völlig unvoreingenommen von Name, Etikette, Preis, Renommee oder Region.
Genaue
und richtige Antworten zu finden war natürlich anspruchsvoll und äusserst
schwierig. Egal ob für erfahrene Fachleute oder Konsumenten. Das war von
Vornherein klar. Damit auch, dass es bei diesem Wettbewerb in erster Linie um
Neugier, Spass am Entdecken, sensorische Erlebnisse und Einschätzen von
Qualität und persönlichem Geschmack ging.
Es war eine Freude, wie die Mitglieder und Gäste mit Engagement und an dieser Degustation aktiv mit machten.
Die
Weinserie „Tour de Suisse“ präsentierte sich in folgender „Startformation“.
Wein 1 - BE Weingut
Mürset – Tinus Pinot Noir 2016
Ausbau
während 5 Monaten im Stahltank. Fruchtige Noten mit Himbeeren, Erdbeeren und
Kirsche. Dieser Basis-Pinot überraschte mit einer immer noch jugendlichen
Frucht, zeigte sich sehr zugänglich, rund, angenehm, unkompliziert und
trinkfreudig. Und damit polarisierte er auch. Der preisgünstigste Wein des
Abends erzielte in der Beliebtheitsumfrage viele hohe Noten aber auch viele Punkte
am Ende der Auswahl.
Wein 2 - AG Weingut Wetzel – Pinot Noir Spätburgunder Reserve 2018
Für
die Réserve werden nur die allerbesten Trauben ausgewählt. Die Maischegärung
wird in 600 l Traubenstanden gemacht. Die Maische wird regelmässig von Hand
gestossen und gerührt. Der Wein wird anschliessend während zwölf Monaten im
Holz ausgebaut. Von dieser Réserve gibt es gerade einmal drei Barriques. Je
eines mit neuem Holz, zweite und dritte Belegung. Das Schweizer Eichenholz für
diese Barriques kommt regional aus dem nahen Limmattal. Eine beachtenswerte
Rarität von gerade einmal 900 Flaschen. Der Wein bringt dichte Frucht ins Glas
mit gut eingebundenem Holz und Röstaromen. Er ist noch sehr jung, etwas
verschlossen mit viel Potenzial. Er braucht Luft, Karaffe, Reifung.
Wein 3 – GR Weingut Roman Hermann – Pinot Noir
Grand Maître 2017
Das
aufstrebende Weingut Roman Hermann mit dem noch jungen und doch sehr erfahrenen
Winzer ist beachtenswert. Die alten Reben sind über 40-jährig mit tiefen
Erträgen. Die Gärung erfolgt im Holzbottich mit einem Anteil von 20% an
Ganztrauben mit Stielen. Ausbau zu 50% in neuen französischen Barriques.
Unfiltriert abgefüllt. 91 Falstaff Punkte. Der durchaus grosse Pinot Noir
gefällt sehr. Ein warmes, einladendes Bouquet mit schöner Pinot Stilistik und
wunderbaren Röstnoten eines gelungenen Barrique-Ausbaus. Rund und voll im
Antrunk mit langem Abgang und vielen Jahren Potenzial.
Wein 4 – P2 - IT Weingut
Castelfeder – Pinot Noir Glen 2018
Auserlesene
Blauburgunder Trauben in bester Reife von hohen Lagen in Glen bei Mazon im
Südtirol. Zwei Drittel des Weins wird während 18 Monaten im Barrique ausgebaut.
Die beiden Flaschen präsentieren sich alles andere als optimal. Das Bouquet
erst reduktiv mit wenig einladenden Aromen. Die Vermutung von Bret liegt nahe. Mit
Luft öffnet sich der Wein nach einiger Zeit und zeigt sich im Gaumen angenehm.
Er mag jedoch nicht zu überzeugen und ist fernab seiner bekannten Form als
ausgezeichneter italienischer Blauburgunder.
Wein 5 – P1 - GR Weingut Gantenbein – Pinot Noir 2019
Das
renommierte Bündner Weingut von Daniel und Martha Gantenbein gilt als Ikone im
Schweizer Weinmarkt und wird zu stattlichen Preisen im In- und Ausland als
grosser Name gehandelt. Wir haben den mit Abstand teuersten Wein der Auswahl
als Pirat Nr. 1 gewählt. Der Pinot Noir ist aus Burgunder Klonen mit
Ganztraubenpressung. Vergärung in offenen Holzbottichen. Ausbau 16 bis 18
Monate in neuen, französischen Barriques. Unfiltriert und ungeschönt abgefüllt.
Der Gantenbein zeigt gerade nach dem Öffnen schöne Röstnoten vom Barrique-Ausbau.
Elegant aber auch recht hell in der Farbe und durchaus leicht und schlank mit kurzem
Abgang. In der Nachdegustation mit Luft verliert der Gantenbein deutlich und
präsentiert sich mit erhöhtem Säuregehalt. Ist der Wein allenfalls noch zu jung, um seine Stärken zu offenbaren oder braucht er weitere Reifezeit? Aktuell bieten sich andere Pinots an, die deutlich mehr Freude bereiten.
Wein 6 – ZH Baur
Weine – Grand Cru de Pinot Noir 2019
Der
Grand Cru von Baur Weine aus Rafz wird nur in den besten Jahren ausgebaut. Der
Ertrag wird dabei konsequent reduziert. Dadurch entsteht ein dichter,
vielschichtiger, aromaintensiver, dunkler und kräftiger Rotwein. Er wird
während 21 Monaten im Barrique ausgebaut und 9 Monate in der Flasche gereift.
Von Hand abgefüllt und eine Rarität von nur 900 Flaschen. Der Grand Cru gefällt
mit einem offenen, vielschichtigen Bouquet. Er zeigt nebst den rotbeerigen
Aromen auch würzige Noten von schwarzem Holunder. Im Vergleich wird dieser Wein
von den Degustatoren durchaus als „modern“ und etwas untypisch bezeichnet. Und
doch gefällt er mit seiner Frucht und dem gelungenen Holzausbau.
Publikumsliebling des Abends.
Wein 7 – SH Baumann Weingut - Pinot Noir «-R-»
2013
«-R-»
steht für «Röti» - das sind die besten Reblagen des Weinguts. Maischekaltstandzeit
6 Tage. 5 Tage Maischegärung. 17 Monate
Ausbau im Barrique mit Anteil 40% neue
Fässer. Da kommt ein dunkler Pinot Noir mit Purpur-Reflexen ins Glas. Auch in der
Nase kräftig, voll mit viel dunklen Beeren. Mit einem eigenen Charakter auch
eine Überraschung und kein Hauch von Alterung in diesem ältesten Teilnehmer der
Degustation.
Wein 8 – NE La Maison
Carrée Auvernier - Pinot Noir 2016
Das
Weinjuwel vom Neuenburgersee mit kalkhaltigen Böden arbeitet nach
bio-dynamischen Kriterien. Die Weine erfreuen sich grosser Bekanntheit. Sie
sind elegant und mineralisch mit feingewobenen Tanninen. Dieser Pinot Noir
zeigt elegante Klasse. Er ist durchaus noch frisch, jugendlich mit etwas grünen
Noten. Das Bouquet gefällt mit Vielschichtigkeit. Im Gaumen zeigt sich dieser
Pinot Noir vollmundig, angenehm mit kühlen und breiten Pinot Aromen.
Wein 9 – VS Cave
Rodeline – Pinot Noir Réserve Plamont 2020
Pinot
Noir Klone aus dem Burgund auf den Terrassen von Plamont in einer Höhe von 700
Metern. Reduzierter Ertrag von weniger als 400 Gramm pro m2. Ausbau im Barrique
während 10 bis 12 Monaten. Ein fülliger Pinot Noir mit Charakter. Zeigt sich
noch etwas jung und verschlossen. Dieser Rotwein braucht noch Zeit und
Flaschenreife.
„Top of the Pops“
Die Degustatoren gaben zu den Weinen auch ihre Meinung ab. Welche drei Weine haben am besten geschmeckt? Und welche zwei am wenigsten gefallen haben? Die Hitparade der fünf beliebtesten Weine zeigt sich wie folgt nach Netto-Punkten … Top 3 – minus – Last 2:
- Baur Weine – Grand Cru de Pinot Noir 2019 (18)
- La Maison Carrée Auvernier - Pinot Noir 2016 (13)
- Weingut Roman Hermann – Pinot Noir Grand Maître 2017
(10)
- Weingut Mürset – Tinus Pinot Noir 2016 (9)
- Weingut Wetzel – Pinot Noir Spätburgunder Reserve 2018 (8)
Ein Dankeschön geht an alle Mitglieder und Gäste, welche sich an diesem Wettbewerb mit Unterhaltung, Spass und Lernfaktor beteiligt haben. Die drei Gewinner Gold- Silber - Bronze: Werner, Doris und Guillaume – mit Bravo und Gratulation.
Zum Nachtessen gab es je zwei Weiss- und Rotweine – natürlich auch aus der Schweiz.
Schweizer Weinmanufaktur –
Räuschling 2021 – Zürich AOC
Der
Räuschling wird am Zürichsee in Uerikon naturnah angebaut und im Stahltank
ausgebaut. Ein wunderbar fruchtiger Weisswein mit vielschichtiger Aromatik. Die
Farbe zeigt ein strahlendes mitttleres Gelb. In der Nase und im Gaumen zeigen
sich florale Noten, Apfel, Steinfrucht, ein Hauch Banane. Der vollmundige
Weisswein ist ausgewogen und rund mit einer stützenden Säure. Kann als
Apéro-Wein genossen werden, passt mit der dichten Frucht auch gut zu
Vorspeisen.
JET Wine by Jonas Ettlin –
Räuschling Barrique 2019 – Zürich AOC
Aus
ausgewählten besten Räuschling Trauben hat der erfahrene Önologe Jonas Ettlin
einen im doppelten Sinne ausgezeichneten Weisswein gekeltert. Eine urbane
Interpretation eines historischen Zürcher Weissweins: zitronig trifft auf
Barrique-Noten. Das beschreibt den Wein sehr gut. Der Räuschling wurde während
ein paar Monaten in französischen Barriques ausgebaut. Und ausgezeichnet wurde
er an der Expovina Wine Trophy 2021 mit einer Silbermedaille. Im Glas bringt
der Weisswein ein leuchtendes helles mittleres Gelb. In der Nase präsentiert
sich eine Vielfalt von Aromen. Da finden sich Honigwaben, Zitrusfrucht, ein
Hauch Kräuter, Röstnoten des Barrique. Im Gaumen ein mundfüllender Weisswein,
voll und breit. Auch hier wieder Zitrusfrucht, etwas Ananas, mineralisch-erdige
Noten. Langer Abgang. Dieser vollmundige Weisswein ist ein Essbegleiter. Im
grossen Glas, etwas wärmer geniessen.
Die Syrah Reben wurden in Uerikon am Zürichsee angebaut. Der Rotwein durchaus im Stil mit einem Côte du Rhône vergleichbar. Das Jahr 2016 bot beste Voraussetzungen für einen gelungenen Syrah, der im Barrique ausgebaut wurde. Die Farbe im Glas mit einem dichten Purpurrot und Granatroten Reflexen, die eine erste Reife zeigen. Das Bouquet enorm würzig mit kräftigen schwarzpfeffrigen Noten, schwarze Beeren mit Heidelbeeren, ein Hauch Schokolade und Tabak. Im Gaumen wieder sehr würzig mit schwarzem Pfeffer, schwarzer Holunder und Beeren, grüne Pepperoni. Vollmundig mit langem Abgang. Immer noch jugendlich kräftig mit einer frischen Säurestruktur und weiterem Reifepotenzial.
Cave Rodeline – Syrah La Serine 2020 – Valais AOC
Vor
über 40 Jahren war Yvon Roduit der erste Winzer, der im Wallis Cornalin und
Syrah angebaut hat. Da steckt mittlerweile viel Erfahrung dahinter ... und ein
ausgezeichneter Syrah. Der Rebberg mit den Syrah-Rebstöcken liegt auf 500 Meter
über Meer. Die Reben sind mehr als 40 Jahre alt. Der Ertrag wird mit 4-5 dl pro
m2 sehr tief gehalten. Die Trauben werden von Hand gelesen. Der Saft wird mit
langer Standzeit auf der Maische und anschliessend im Stahltank vergoren. Der
Ausbau erfolgt während 12 bis 18 Monaten in 800 l Amphoren und in 300 Liter
Barriques. Die Farbe zeigt sich mit einem leuchtenden dichten Purpurrot. Das
Bouquet präsentiert sich mit warmen Noten. Im Vordergrund reife schwarze
Kirschen und Gewürznoten mit Pfeffer. Mit viel Luft kommen bei diesem jungen
Wein weitere vielschichtige Aromen in die Nase mit Schokolade, Tabak,
Brombeeren und einem Hauch Leder. Auch im Gaumen die Syrah-typischen Aromen mit
schwarzem Pfeffer, enorm würzig, dicht gewoben mit feinkörnigen Tanninen. Die
Würze wird mit vollmundiger Frucht balanciert. Es zeigen sich reife Brombeeren,
schwarze Kirschen, wieder Schokolade, etwas Zimt. Langer Abgang. Ein sehr
typischer Syrah am Anfang der Trinkreife. Er braucht Luft und hat viele Jahre
Potenzial.
Ein
besonderer Dank gilt unseren Mitgliedern Brigitte P. und Fredy. Sie haben die
Lösungen des Wettbewerbs geprüft und ohne eigene Teilnahme die Sieger erkoren.
Und Fredy war zudem aktiv an der Gestaltung des Abends mit beteiligt und hat ein paar seiner privaten Kellerschätze und Trouvaillen eingebracht. Vielen Dank dafür.
Ebenso möchten wir uns ganz herzlich für Gastfreundschaft im Hotel Drei Könige Einsiedeln bedanken.
Ein grosses Dankeschön an Nadja Zehnder und das ganze Team für den freundlichen Empfang, das feine Menü und den aufmerksamen Service - professionell, versiert und herzlich wie immer - danke.
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Weinclub
Weinselektionen by Bona aestimare
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